Eine bahnbrechende Studie im Vereinigten Königreich ermöglicht es einem Schlaganfallüberlebenden, mit Hilfe einer KI-gesteuerten Hose alleine zu gehen.
Julie Lloyd, 65, testet eine "NeuroSkin"-Hose, die mit Hilfe von KI-gesteuerten Elektroden ihr teilweise gelähmtes Bein aktiviert.
Frau Lloyd ist eine der ersten Personen, die NeuroSkin außerhalb Frankreichs, wo es entwickelt wird, ausprobieren. Lloyd beschreibt: "Mein Bein fühlt sich fast so an, als würde es geführt werden".
Nachdem sie zunächst ein ungewöhnliches "Kribbeln" gespürt hatte, konnte Frau Lloyd bald darauf zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder ohne Hilfe gehen. Sie erklärte: "[Mein Bein] wurde plötzlich vom Boden hochgehoben und gab mir das Gefühl, sicher zu gehen, und das ist der Teil, den ich ehrlich gesagt bei all der Physiotherapie, die ich hatte, überhaupt nicht gespürt habe."
Frau Lloyd erlitt im Januar einen leichten Schlaganfall, der zu einer teilweisen Lähmung in ihrem linken Arm und Bein führte. Als ehemalige Marathonläuferin hielt Lloyd durch, bis sie 3.000 Schritte pro Tag mit einem Stock gehen konnte. Daraufhin wurde ihr in Zusammenarbeit mit einer örtlichen Klinik ein Versuch mit NeuroSkin angeboten.
Rudi Gombauld, der Geschäftsführer von KurageDas in Lyon ansässige Unternehmen, das hinter NeuroSkin steht, erläutert die Technologie: "Das intelligente Kleidungsstück ist wie eine zweite Haut, was bedeutet, dass man Sensoren hat, die spüren können, wie das Gehirn arbeitet, und alle sensorischen Informationen an ein System der künstlichen Intelligenz senden können."
Die KI verarbeitet die Daten dieser Sensoren und ist in einer tragbaren Weste untergebracht. Wenn der Patient Schritte macht, erfasst die KI die Signale des Gehirns an das nicht betroffene Bein und spiegelt diese Impulse an das gelähmte Bein, wodurch ein natürlicherer Gang wiederhergestellt wird.
NeuroSkin ist nicht unbedingt für den täglichen Gebrauch gedacht - sein Hauptziel ist es, Patienten bei der Rehabilitation zu helfen, indem es die für das Gehen erforderlichen repetitiven Bewegungen wiederherstellt. Die Technologie wird derzeit für rund 5.000 £ pro Monat geleast.
Mit Blick auf das Potenzial von NeuroSkin sagte Frau Lloyd: "Ich habe wirklich das Gefühl, dass dies der Durchbruch für Schlaganfallopfer ist, auf den wir lange gewartet haben."
Wie es funktioniert
Wie funktioniert NeuroSkin, und wie wird es durch KI ermöglicht? Wie auf der Website von Kurage zu lesen ist:
- Funktionelle elektrische Stimulation (FES): Kurage wendet eine innovative Technik an, die so genannte funktionelle Elektrostimulation, bei der Signale für Muskelkontraktionen künstlich erzeugt werden.
- NeuroSkin-Entwurf: Die NeuroSkin wird als eine Prothese beschrieben, die wie eine zweite Haut sitzt. Sie ist sowohl mit Sensoren als auch mit Elektroden für die neuromuskuläre Elektrostimulation ausgestattet.
- KI-Integration: Die Sensoren und Elektroden in NeuroSkin werden durch KI gesteuert. Das KI-Modell ist so konzipiert, dass es funktionale Bewegungen in der Haut reproduziert und Defizite in den Bewegungen des Nutzers behebt - auch sensomotorische Schleife genannt.
- Anmeldung: Speziell für Menschen mit neuromotorischen Störungen wie Schädel-Hirn-Verletzungen, bei denen die Verbindung zwischen Muskeln und Gehirn gestört ist, kann die NeuroSkin-Technologie wichtige Signale künstlich wiederherstellen, so dass die Betroffenen wieder natürlicher gehen können.
NeuroSkin reiht sich ein in eine Reihe von Technologien, die auf die Rehabilitation von Verletzungen und Krankheiten abzielen, darunter ein Interface-Gerät, das ermöglicht einem gelähmten Mann um seine Beine wieder zu bewegen, experimentelle Hirnimplantate die geschädigte Teile des Gehirns und des Rückenmarks wieder miteinander verbinden, damit ein gelähmter Mann seine Gliedmaßen wieder spüren kann, und ein mechanisches Bein, das Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit eines Amputierten.
Mit der Zeit könnte die KI-gestützte Rehabilitation gelähmten Gliedmaßen nahezu natürliche Bewegungen und Empfindungen zurückgeben, so dass die Auswirkungen von Schlaganfällen und Verletzungen das Leben der Menschen nicht mehr beeinträchtigen.